In seinen späteren Lebensjahren lebte der 15. Gyalwang Karmapa Khakhyab Dorje auf dem Berg hinter dem Kloster Tsurphu in strenger Zurückziehung. Seinem Schüler Golok Gelong Jampal Tsultrim gab er ein Schutz-Amulett, das in bunten Faden gewickelt war und sagte: „Das ist ein Schutz für dich. In der Zukunft wird vom Kloster Palpung ein Bote in großer Eile kommen. Zu diesem Zeitpunkt sollst du dieses Amulett öffnen.“ Einen Tag später, am 17. Tag des dritten tibetischen Monats im Wasser-Hund-Jahr (1922), ging Khakhyab Dorjes Geist in die Weite aller Phänomene ein.

Mittels seiner reinen Sicht sah der 11. Tai Situpa, Pema Wangchok Gyalpo, die kostbare Wiedergeburt des Karmapa, und dass dieser in der Stadt Denkhok in der Region Derge in Kham in die Familie Athubtsang geboren war. Der Name seines Vaters war Tsewang Phüntsok und der seiner Mutter Kalzang Chödrön. Tai Situ Rinpoche sandte einen Boten nach Tsurphu, speziell damit er die folgende Frage stellte: „Wenn du den heiligen Vorhersagebrief des letzten Karmapas hast, dann bring ihn mir bitte.“ Die Verwaltung des Klosters Tsurphu suchte den Brief, konnte ihn aber nicht finden. Lodrö, der Generalsekretär des Klosters Palpung, und Bakdro, der Generalsekretär von Tsurphu, trafen sich mit S.H. dem 13. Dalai Lama, um formell um dessen Bestätigung zu bitten, dass dieses Kind der Familie Athubtsang die zweifelsfreie Reinkarnation des vorhergegangenen Karmapas sei. In Übereinstimmung mit der Vision seiner reinen Weisheit verlieh der Dalai Lama den Buktham Rinpoche, den offiziellen Brief mit seinem Siegel, in dem er das Kind als den 16. Gyalwang Karmapa bestätigte.

Als Gelong Jampal Tsultrim diese Neuigkeit erfuhr, öffnete er das Schutzamulett, das ihm der vorhergehende Karmapa gegeben hatte und fand darin den Brief. Er war in symbolischer Sprache geschrieben. Er gab den Brief im Kloster Tsurphu ab und als er schließlich in Palpung ankam und dekodiert war, stellte sich heraus, dass sein Inhalt genau mit der reinen Vision des 11. Tai Situ Rinpoche übereinstimmte.

Als der 16. Karmapa acht Jahre alt war, inthronisierte ihn Tai Situ Rinpoche im Kloster Palpung mit einer Zeremonie, die Rinpoches und Lamas aus allen Kagyu-Klöstern zusammenbrachte. Situ Rinpoche gab da dem Karmapa den Namen Palden Rangjung Rigpe Dorje, der aus einem Schatz stammte, welcher von Chokgyur Lingpa gefunden worden war und eine Prophezeihung von Guru Rinpoche mit Namen zukünftiger Karmapas enthielt. Danach begleitete Situ Rinpoche den 16. Gyalwang Karmapa zu einem Sitz im Kloster Tsurphu. Vom 13. Dalai Lama erhielt der Karmapa die Haarschneide-Zeremonie und den Namen Thubten Rikdröl Yeshe. Situ Rinpoche führte eine zweite, tiefgründige und umfassende Inthronisierung in Tsurphu durch.